2020 Cloud-Prognosen: Tolga Tarhan, Senior Vice President von Rackspace und General Manager von AWS Services

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Mit anderen Worten: Im Jahr 2020 ist die Cloud auf der Überholspur. Der Einstieg in die Cloud wird einfacher, wobei komplexe Anwendungsfälle zunehmen werden. Die Cloud wird weiterhin wachsen, da immer mehr Technologien und Anwendungsfälle entstehen, denen nur die Skalierbarkeit, die Rechenkapazitäten und Flexibilität der Cloud gewachsen sind. Auf diese Top-Trends der Cloud sollten Sie in 2020 ein Auge haben, ganz egal, ob sie bereits ein Cloud-Experte sind oder einfach nur neugierig sind.

PROGNOSE 1: Hybrid 2.0 – Das Wiederaufleben

Eines der interessantesten Ergebnisse der AWS re:Invent 2019 ist, dass Amazon endlich Hybrid verwendet. Es gab eine Zeit, in der das Wort Hybrid-Cloud in der Unternehmenskommunikation so gut wie nicht existierte. Für 2020 prognostiziere ich das Wiederaufleben des Wortes Hybrid und eine neue Strategie dafür. Zu Beginn des Cloud Computing haben sich viele Unternehmen erfolglos an Hybrid versucht und sich dann voll und ganz auf die Public Cloud konzentriert, wodurch sie die technologischen Herausforderungen, die ihnen Hybrid bereitete, vermeiden konnten. Jedoch war für viele der verbliebenen Workloads ein Hybrid-Ansatz erforderlich. Workloads, bei denen einheitliche Verwaltungsplattformen und Programmiermodelle, doch mit der Flexibilität, sie auf sowohl Infrastrukturen vor Ort als auch auf Cloud-Infrastrukturen anzuwenden, notwendig waren. Viele Tools sind jedoch bei dem Versuch gescheitert, diese Lücke zu füllen.

Die Veröffentlichung von AWS Outposts geht direkt auf die Herausforderungen der Migration und Verwaltung ein. Das Besondere an AWS Outposts ist, dass es die Migration in zwei verschiedene Aktivitäten unterteilt. Früher hätten Sie Infrastrukturen auf eine komplett neue Weise aufbauen, veröffentlichen, überwachen und verwalten müssen. Außerdem hätten Sie Ihre Infrastruktur in einem Zug vollständig outsourcen müssen. Mit einem Tool wie AWS Outposts können Sie dies separat tun. Sie können lokal bleiben, während Sie sich an neue Programmier- und Verwaltungsmodelle gewöhnen, und erst dann die Infrastruktur umziehen, wenn Sie bereit dazu sind. AWS Outposts bedeutet eine bahnbrechende Veränderung für Unternehmen, die sich der Cloud nähern, sich jedoch noch nicht vollständig von ihren vorhandenen Rechenzentren trennen wollen oder Hardware besitzen, deren Ende der Lebensdauer noch nicht erreicht ist.

Erkenntnis: Überdenken und überarbeiten Sie Ihre Hybrid-Strategie.

Prognose 2: Kubernetes gewinnt

Container reduzieren die Komplexität für Unternehmen, die Hybrid- oder Multi-Cloud-Workloads betreiben. Durch Container können Apps plattformunabhängig verpackt und verwaltet werden, wodurch die Einführung der Cloud wesentlich einfacher gestaltet wird. Und somit lautet die Frage nicht mehr ob, sondern wie. Die Hauptrolle spielt hier jedoch Kubernetes – der Container-Orchestrator, für den sich über die Hälfte der großen Unternehmen entscheiden.

Der Schlüssel zum Erfolg von Kubernetes ist einfach: Standardisierung. Kubernetes fungiert wie jeder andere Container als Behausung für die App. Doch im Gegensatz zu einem eigenständigen Container definiert es außerdem alle Infrastrukturanforderungen für die App, einschließlich dem Netzwerkbetrieb, der Skalierung und dem Lastausgleich. All dies wird durch ein Standardverfahren mit Kubernetes umgesetzt und all diese Definitionen lassen sich zu einem gewissen Maße auch auf Hyperskalierer anwenden.

Mit dem Wachstum von Kubernetes wird auch der Markt für unterstützende Tools wachsen. Kubernetes ist mittlerweile die Standard-Technologie für die Bereitstellung von Infrastrukturen zur Unterstützung containerbasierter Workloads. Es gibt keine ernsthafte Konkurrenz. Der Wettbewerb wird sich auf dem Markt für Kubernetes-Tools für die Bereitstellung, Automatisierung, Security, Auditierung und andere unterstützende Software abspielen.

Erkenntnis: Kubernetes ist der beste Weg zur Migration von Applikationen.

Prognose 3: Maschinelles Lernen ist das wahre Juwel unter den neuen Technologien

Es wird viel über das Potenzial von KI/ML I, AR, VR, XR, Blockchain und Quantencomputing spekuliert. Die einzige Entwicklung, die man wirklich im Auge behalten sollte, ist KI/ML. Die jüngsten Veröffentlichungen von Amazon SageMaker von AWS, der Cloud AI von Google und des Machine Learning Studio von Microsoft sind alles Anzeichen dafür, dass sich die Branche auf einen Aufschwung des maschinellen Lernens vorbereitet.

Workloads des maschinellen Lernens stellen die nächste Fundgrube für Hyperskalierer dar. Überall dort, wo Kunden ihre KI/ML-Workloads betreiben, werden ihre Daten gespeichert, und dort wo ihre Daten gespeichert werden, sind auch ihre Rechenressourcen. Um die Cloud zu meistern, müssen Hyperskalierer die ML-Workloads meistern. Und das ist eine Herausforderung. AWS hat sich bereits die gesamte Bandbreite mit Services wie Amazon LexAmazon Polly, Amazon Comprehend und Amazon Rekognition vorgeknöpft. Diese stellen vorgefertigte und einsatzbereite Modelle sowie fortgeschrittene Services wie  SageMaker zur Verfügung, die die Entwicklung hochwertiger Modelle ermöglichen und beschleunigen.Und was ist mit den anderen Technologien? Neue Technologien wie AR, VR, XR, Quantencomputing und Blockchain werden dem ganzen Wirbel im Jahr 2020 nicht gerecht. Niemand wird in diesem Jahr stark in diese Technologien investieren. Der Markt ist einfach noch nicht bereit für sie – und die Technologien sind es auch nicht. Trotz des Wirbels kann momentan keiner von ihnen vernünftig durch die Branche monetarisiert werden. Sie machen Spaß, eignen sich ideal für wissenschaftliche Experimente und jeder will sie einmal ausprobieren, weil es aufregend ist. Doch um ganz ehrlich zu sein, sind es nicht diese Technologien, die Unternehmen oder mittelständische Organisationen einführen werden.

Erkenntnis: Behalten Sie maschinelles Lernen im Auge.

Prognose 4: 5G verleiht IoT Flügel

Wir sind es gewohnt, dass alles in unserem Alltag miteinander verbunden ist. Doch das IoT eignet sich nicht nur für Verbraucher, sondern stellt noch einen viel größeren Trend für den industriellen und kommerziellen Gebrauch dar. Ja, das ist nicht Neues. Das neue daran ist 5G. Zusammen mit IoT wird die Verbreitung von 5G im Jahr 2020 zu einer nahezu allgegenwärtigen Vernetzung führen.

Was bedeutet das für die Cloud? Nahezu alle IoT-Produkte entstehen in der Cloud. Hinsichtlich Speicherskalierungs-, Datenübertragungs- und Rechenanforderungen eignet sich IoT ideal für die Cloud. Wenn man die Zahl der eingesetzten Geräte mit der von ihnen erfassten Datenpunkte und mit der Häufigkeit der gemessenen Datenpunkte multipliziert, wird einem von der riesigen Menge an Daten schnell schwindelig. Und es wird nicht wieder verschwinden. Unternehmen bereinigen IoT-Daten nicht, da der Kerngedanke dahinter ist, große Datenmengen zu sammeln und zu analysieren. Je mehr Daten man hat, desto genauer kann man daraus umsetzbare Erkenntnisse erlangen und Trends vorhersagen. Es ist nahezu unmöglich, diesen enormen Speicherbedarf lokal zu decken. Dies macht die Cloud zum idealen Kandidaten, um diese durch IoT-Geräte entfesselten Datenmengen sowohl zu speichern als auch zu analysieren.

Somit werden wir nicht nur überall Sensoren haben, sondern mit 5G werden wir außerdem in der Lage sein, diese durch IoT erzeugten Daten schneller denn je zu lesen und zu verarbeiten. Der Markt bereitet sich bereits darauf vor, Unternehmen dabei zu unterstützen, sich in der Welt des 5G zurechtzufinden. Durch direkte Partnerschaften mit führenden Telekommunikationsakteuren beispielsweise bringt  AWS Wavelength die Rechen- und Storage-Services von AWS auf den neuesten Stand für die 5G-Netzwerke der Telekommunikationsanbieter, um die Latenz zu verringern. Durch die niedrige Latenz können Applikationen auf Geräten mit geringem Stromverbrauch erstellt werden und die gesamte Verarbeitung in die Cloud mit Reaktionszeiten von weniger als einer Millisekunde ausgelagert werden.

Im Jahr 2020 werden das IoT-Wachstum und umfassende 5G-Verfügbarkeit gemeinsam verbundene Geräte ermöglichen, die zuvor nicht wirtschaftlich realisierbar und einfach noch nicht möglich waren.

Erkenntnis: 5G entfesselt IoT-Innovation.

Prognose 5: Die Entwicklung des Systemadministrators

Ich habe letztens jemanden sagen hören, dass die Cloud einfacher einzuführen wäre, wenn es eine standardmäßige Verwaltungsschnittstelle ähnlich wie Windows gäbe. Doch das widerspricht dem eigentlichen Zweck der Cloud. Systemadministratoren warten nicht auf eine Instrumententafel für die Verwaltung der Cloud. Tatsächlich lösen sie sich von der typischen Point-and-Click-Benutzeroberfläche und nähern sich einem DevOps-Ansatz. Traditionelle System- und Netzwerkadministratoren werden immer häufiger technische Rollen übernehmen. Sie werden sich mehr daran gewöhnen, Infrastruktur als Code zu schreiben und Quellenkontrolle, Continuous Delivery und Automatisierung zu nutzen. Der Markt sucht keine weitere Abstraktionsschicht in der Cloud, sondern bevorzugt eher eine native Einführung derselben.

Eine native Cloud-Einführung sorgt auch für einen Wandel in der Belegschaft. IT-Talente, die sich zuvor auf nur einen Aspekt der Lieferkette konzentriert haben, werden von nun an eine ganzheitlichere Sicht auf die gesamte technische Umgebung haben. Sobald sich erste Anzeichen von Effizienz und Produktivität zeigen, werden Unternehmen umrüsten und umschulen, um DevOps oder SRE-Methoden zu kultivieren. Sie können damit rechnen, immer mehr IT-Experten mit einer technischen Sicht auf die Verwaltung von Infrastrukturen und Anwendungen zu sehen, um die Ergebnisse und ihre Karrieren voranzutreiben.

Erkenntnis: DevOps-Engineers werden den traditionellen Systemadministrator ausschlachten.