build or buy IoT

Bauen oder kaufen: Ratschläge zur Beantwortung der Kernfrage bei jedem IoT-Projekt

Vor dem Start jedes IoT-Projekts stehen Unternehmen vor einer grundsätzlichen Entscheidung: Selbst entwickeln oder lieber doch entwickeln lassen? Darauf gibt es eine klare Antwort: Kommt ganz drauf an. Worauf, das erfahren Sie hier.

Beim Start jedes IoT-Projekts – selbst wenn es sich um ein kleines, experimentelles Projekt handelt – stehen Unternehmen quasi sofort vor einer grundlegenden Entscheidung: kaufen oder bauen?

Diese Frage stellt sich bei der Mehrzahl aller Technologieprojekte. Bei IoT-Projekten ist sie jedoch besonders knifflig und lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Bei beiden Optionen müssen mehrere Faktoren gegeneinander abgewägt werden: Anschaffungs- und Langzeitkosten, Geräteverwaltung und -wartung und nicht zuletzt Dateneigentum.

Daneben gilt es Dutzende weitere Punkte im Blick zu behalten und mindestens ein Auge fest auf die Zukunft zu richten.

IoT-Anwendungsfälle: Umsatzgenerierung oder operative Optimierung

Die für Unternehmen relevanten IoT-Lösungen oder Projekte lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen.

Zum einen gibt es Produkte zur Umsatzgenerierung. Dabei handelt es sich um Leistungen und Lösungen, bei denen das vernetzte „Ding“ als solches das Produkt darstellt. Denken Sie etwa an den intelligenten Thermostat im Haushalt.

In die zweite Kategorie fallen Projekte zur Förderung der operativen Effizienz auf der Grundlage datengestützter Erkenntnisse. In der Regel handelt es sich dabei um eine Art von Monitoring, das beispielsweise Erkenntnisse über die Abläufe in einer Fertigungslinie oder über den Zustand und die Standorte von Fahrzeugen im Fuhrpark eines Logistikanbieters liefert.

Warnung und Reaktion geht über das bloße Monitoring hinaus. Ein Live-Dashboard mit Echtzeit-Daten im Überblick ist eine tolle Sache – noch besser ist es, bei Handlungsbedarf eine entsprechende Benachrichtigung zu erhalten. Am allerbesten – quasi der Heilige Gral des IoT – ist die Anwendung von Machine-Learning-Analysen auf diese Daten, um Probleme vorauszusehen (anstatt bei Erreichen eines Grenzwerts eine Warnung auszulösen).

Die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick

Für die meisten Unternehmen –einschließlich Technologieunternehmen – liegt die größte Herausforderung darin, dass IoT nicht zu ihren Kernkompetenzen zählt. Zur Projektierung, Entwicklung und Unterstützung von Geräten in großem Umfang sind elektrotechnische Fachkenntnisse in den Bereichen Hardware, Vernetzung und Energiemanagement erforderlich, die in der Mehrzahl der Unternehmen nicht intern vorhanden sind.

Der Aufwand für die Eigenentwicklung von Geräten erscheint unter diesen Umständen zu hoch. Stattdessen bietet sich der Kauf einer schlüsselfertigen IoT-Lösung als logische Alternative an.

Dabei werden Unternehmen jedoch schnell mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass es keine allgemeingültigen Standards für IoT-Lösungen gibt – und schon gar nicht für IoT-Komplettlösungen. Innerhalb von ein oder zwei Jahren nach der Entscheidung für einen bestimmten Anbieter finden sich Unternehmen oft in der Bredouille wieder, dass die gewählte Lösung ihren Ansprüchen nicht mehr genügt. Das kann an neuen Entwicklungen in der Branche, der Reifung des jeweiligen Anwendungsfalls oder der Diversifizierung bzw. Spezialisierung der Bedürfnisse des Unternehmens liegen. Was nun? Führt wirklich kein Weg daran vorbei, die Plattform – und, was noch wichtiger ist, alle bereits erhobenen Daten und Erkenntnisse – aufzugeben und noch einmal von Null anzufangen?

Unternehmen, die Lösungen selbst entwickeln, haben hingegen die volle Kontrolle. Damit einher geht jedoch die Verantwortung, sämtliche Probleme rund um die Hardware, Plattform und Daten zu lösen – und das womöglich in massivem Umfang. (Bei IoT-Lösungen geht es in der Regel nicht um ein oder zwei oder ein paar Dutzend Geräte, sondern um Hunderte oder gar Tausende.)

Bei der Hardware muss das physische Gehäuse bedacht werden: In welcher Umgebung soll es stehen und welchen Elementen ist es dort ausgesetzt? Möglicherweise müssen Sensoren beschafft und im richtigen Formatfaktor verbaut werden – das erfordert elektronisches Fachwissen. Dann ist noch die Stromversorgung und die Verbindung zum Internet zu berücksichtigen. Mitten auf einem Feld gibt es in der Regel weder Steckdosen noch WLAN.

Im Hinblick auf die Software muss sowohl die Plattform als auch die Anwendung bedacht werden.

Die Plattform dient als unmittelbare Verbindung zu den Geräten. Sie ist für die Konfiguration und Verwaltung dieser Geräte verantwortlich, erfasst die von ihnen erzeugten Daten und bereitet sie in einer Weise auf, die für das jeweilige Unternehmen nützlich ist. Die Anwendung interagiert eng mit der Plattform zur Verarbeitung und Weitergabe der eingehenden Daten und Erkenntnisse an die Benutzer. Dabei kann es sich um Geschäftsanwender handeln, die mit Business Intelligence (BI) Dashboards arbeiten, oder um Privatpersonen, die über Web- und Mobilanwendungen darauf zugreifen.

Das klingt sehr aufwendig und kompliziert, muss es aber nicht sein. Gängige Plattformen brauchen Hunderte von Funktionen, damit sie die Bedürfnisse von Tausenden von Unternehmen erfüllen. Ihre Plattform muss nur die Bedürfnisse Ihres eigenen Unternehmens erfüllen.

Unsere allgemeinen, aber praxisbewährten Empfehlungen für den Kauf oder Bau von IoT

Der Aufwand, der mit der Entwicklung eigener IoT-Lösungen verbunden ist, lohnt sich für die Mehrzahl der Unternehmen nicht. Auf der anderen Seite werden die meisten Unternehmen kaum schlüsselfertige Optionen finden, die ihre Bedürfnisse auch nur annähernd erfüllen.

Unserer Erfahrung nach sieht die Realität so aus, dass Unternehmen, die IoT-Projekte in Angriff nehmen, zumeist teils bauen, teils kaufen und anschließend jede Menge Anpassungen vornehmen.

Wie dieser Prozess im Einzelnen aussieht, hängt von der IoT-Reife der jeweiligen Branche und des jeweiligen Anwendungsfalls ab. Wir haben jedoch ein paar allgemeine, aber praxisbewährte Empfehlungen für Unternehmen, die den Kauf oder Bau von IoT-Lösungen erwägen.

  • Achten Sie beim Kauf einer schlüsselfertigen IoT-Lösung unbedingt darauf, dass sich die Daten und Erkenntnisse in ihrer Rohform in Ihrem Besitz befinden oder Sie zumindest auf sie zugreifen können. Zukünftig werden Sie möglicherweise das Bedürfnis haben, auf diesen Erkenntnissen aufzubauen oder sie mit zusätzlichen Anwendungsfällen und/oder ausgereifteren Abläufen zu integrieren. Auf keinen Fall möchten Sie herausfinden, dass Ihre Daten in der Plattform eines Partners festsitzen.
  • Bedenken Sie, dass Kosten in unterschiedlichen Formen entstehen. Für einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Entwicklungs- und Anschaffungskosten sind Vorlaufkosten ebenso zu berücksichtigen wie langfristige Kosten. Außerdem gilt es zu fragen, inwieweit sich das Verhältnis zwischen beiden Faktoren im Zuge der Weiterentwicklung des jeweiligen Anwendungsfalls und der Kapazitäten des Unternehmens ändern könnte. Bei der Eigenentwicklung entstehen hohe Vorlaufkosten, während eine SaaS-Plattform möglicherweise nur geringe Monatsgebühren verursacht. Irgendwann ist jedoch der Punkt erreicht, an dem die wiederkehrenden Kosten die Vorlaufkosten übersteigen.
  • Wählen Sie Ihre Anbieter und Partner sorgfältig aus, wenn Sie sich für den Kauf entscheiden. Wenn Ihre Anbieter oder Partner Lösungen mit schlechter Leistung oder geringer Stabilität bereitstellen, leidet der Ruf Ihrer Marke. Und die Auflösung einmal geschlossener Verträge erweist sich unter Umständen als schwierig bis unmöglich.
  • Was Sie bauen, das gehört Ihnen. Der potenziellen Folgen im Hinblick auf Ihre langfristigen Wartungsverpflichtungen sollten Sie sich von Anfang an bewusst sein – denn Geräte verschleißen und Technologie veraltet. Andererseits gehört Ihnen die Lösung. Sie haben das Urheberrecht und damit auch die Freiheit, Ihre Lösung mit Ihrem Unternehmen weiterzuentwickeln und die Plattform/den Cloud-Anbieter zu wählen, die/der jeweils zu Ihrer aktuellen Infrastruktur passt.

Fazit: Schlüsselfertig kaufen und an Ihre Bedürfnisse anpassen

Angesichts der zahlreichen Faktoren, die es abzuwägen gilt, ist die Mehrzahl der Unternehmen früher oder später auf die Unterstützung externer Experten angewiesen. Davon gibt es jede Menge, seien es Systemintegratoren oder Plattformanbieter – natürlich nur solche, deren Geschäftsmodell nicht darauf beruht, Ihr Unternehmen und Ihre Daten mit Knebelverträgen dauerhaft zu binden. Ein gutes Beispiel sind Public Cloud-Anbieter. Sie bieten die Bausteine zum Erstellen individueller Lösungen, ohne viel von der technischen Komplexität in diesem Zusammenhang weiterzugeben. 

In Sachen Hardware bin ich generell der Meinung, dass die Mehrzahl der Unternehmen – mit Ausnahme von Produktunternehmen – am besten mit schlüsselfertigen bzw. beinahe schlüsselfertigen Lösungen bedient sind, die dann an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden.

Im ersten Schritt sollten Sie daher sämtliche Szenarien und Sachzwänge analysieren, die sich auf den spezifischen Anwendungsfall Ihres Unternehmens auswirken. Als Nächstes müssen Sie bewerten, welche Anforderungen in Bezug auf Hardware und Software sich daraus ergeben.

Anhand dieser Informationen können Sie dann einen Anforderungskatalog erstellen, der Sie bei der Suche geeigneter Standardlösungen zur Integration in eine unternehmensspezifische IoT-Konfiguration unterstützt.

 

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About the Authors

Amir Kashani

VP, AWS Cloud Native Development

Amir Kashani

As VP of AWS Cloud Native Development, Amir Kashani leads a team focused on building cloud-first software solutions for customers across a wide variety of industries. With over 20 years of technical experience and having led product and engineering teams for over ten years, Amir oversees delivery of solutions that reshape how companies embrace the cloud. As a trailblazer of cloud native development, Amir has helped break barriers to cloud native adoption, including in areas of serverless computing and IoT. Amir previously served a similar role at Onica, which was recently acquired by Rackspace. Prior to that, he was co-founder of Sturdy Networks, overseeing technical delivery through to the acquisition by Onica. Amir holds a B.S. in Information & Computer Science from University of California, Irvine.

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