Highlights der AWS re:Invent 2020 – Keynote-Vortrag von Dr. Werner Vogels

Wayne Zettler

people examining a screen in a data center

 

In der nunmehr dritten Woche der in diesem Jahr vollständig virtuell stattfindenden AWS re:Invent 2020 stand der mit Spannung erwartete Vortrag des Keynote-Redners Dr. Werner Vogels auf dem Plan – und das Warten hat sich gelohnt. Als Kulisse für seinen Vortrag wählte der als VP und CTO von AWS bekannte Dr. Vogels eine stillgelegte Zuckerfabrik in seinem Heimatland, den Niederlanden. Über die interessante Szenerie hinaus entpuppte sich die historische Fabrik „SugarCity“ in Halfweg als Protagonist der dem Vortrag zugrunde liegenden Hintergrundgeschichte, die Vogels' Hauptthema untermauerte: die Transformation angesichts unerwarteter Umstände und der Mehrwert betrieblicher Erkenntnisse. Während seines Rundgangs durch die leerstehende Fabrik teilte Dr. Vogels tiefgreifende Einblicke mit den Zuschauern, ließ interessante Gastrednerinnen zu Wort kommen und machte sogar eine Reihe von Produktankündigungen. Wir haben einige der Highlights des Vortrags für Sie zusammengefasst.

 

Die Kulisse

Vor hoch aufragenden Metallkonstruktionen in einem einst bedeutenden Industriegebiet erläuterte Dr. Vogels dem Publikum die Geschichte einer ehemals florierenden Produktionsstätte, die aus rohen Zuckerrüben in einem genau definierten Verfahren raffinierten Zucker herstellte. Wenngleich auf den ersten Blick der Eindruck entstand, die ungewöhnliche Kulisse könne nicht weiter von der Sphäre der Public Cloud entfernt sein, gelang es Dr. Vogels, auf geschickte Art und Weise den Bogen zu Themen wie IoT, vorausschauende Wartung, Prozessoptimierung, Datenaggregation und -analyse sowie weiteren Cloud-spezifischen Aspekten zu spannen. Mit seiner Schilderung des Untergangs der einst erfolgreichen Zuckerfabrik brachte Dr. Vogels diese vielfältigen Themen auf einen gemeinsamen Nenner und unterstrich die Bedeutung der Fähigkeit von Unternehmen, sich angesichts externer Veränderungen anzupassen und weiterzuentwickeln – ein Punkt, der in Anbetracht der globalen Auswirkungen von COVID-19 auf Unternehmen aktueller nicht sein könnte. Um der Bedeutung dieser Transformationsfähigkeit Nachdruck zu verleihen, ergriffen anschließend zwei Gastrednerinnen das Wort.

 

Gastrednerinnen

Die erste Gastrednerin war Lea von Bidder, Mitgründerin und CEO von Ava. Ava ist ein auf die reproduktive Gesundheit von Frauen spezialisiertes Unternehmen, das Armbandsensoren anbietet, die ein breites Spektrum an gesundheitsbezogenen Informationen erfassen. Diese Daten werden anschließend an AWS weitergeleitet und von den KI- und ML-Funktionen des Dienstes verarbeitet. Die Geschäftsführerin des selbsternannten „Datenunternehmens“ ging auf die Vorteile der Partnerschaft zwischen Ava und AWS ein. Diese habe es ihrem Unternehmen ermöglicht, Funktionen auf eine Art und Weise zu entwickeln und bereitzustellen, die für einen kleinen Hardware-Hersteller ansonsten undenkbar wären. Darüber hinaus habe die Zusammenarbeit dem Team von Ava geholfen, die Armbänder des Unternehmens so anzupassen, dass sie zur Früherkennung von COVID beitragen.

Die zweite Rednerin war Nicole Yip, ihrerseits Engineering Manager of Direct Shopper Technology bei The LEGO Group. In ihrem Vortrag beleuchtete sie in erster Linie die schwierige Markteinführung eines vielgefragten LEGO-Sets des aus der Star Wars-Reihe bekannten Millennium Falcon. Der Launch dieses Produkts auf der LEGO-Website erwies sich nicht nur aufgrund technischer Schwierigkeiten, sondern vor allem auch aufgrund des Einsatzes einer lokalen, monolithischen Platform als echte Herausforderung. Die fehlgeschlagene Produkteinführung veranlasste das Unternehmen dazu, seinen Ansatz im Hinblick auf IT-Systeme von Grund auf zu überdenken und allmählich vollständig auf serverlose Technologie umzusteigen. So baute LEGO die Anzahl serverloser Services innerhalb des Unternehmens im Laufe von rund zwei Jahren von 4 auf 56 aus.

 

Wichtige Ankündigungen/Vorankündigungen

Den Rest seiner Zeit in der SugarCity-Fabrik verbrachte Dr. Vogels – in einer Manier, die an Andy Jassys Vortrag am ersten Tag der re:Invent erinnerte – damit, wiederholt die Erwartungen des Publikums zu schüren, um anschließend neue Produkteinführungen bekannt zu geben. Nachfolgend finden Sie eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Produktankündigungen und ‑vorankündigungen.

 

AWS CloudShell

AWS CloudShell bietet Benutzern über eine intuitive, über Amazon Linux 2 betriebene, browserbasierte Befehlszeilenschnittstelle Zugang zu AWS-Ressourcen. CloudShell umfasst ein breites Spektrum von Entwicklungstools und SDKs sowie eine Shell, die den Zugriff auf AWS CLI ermöglicht. Da die Lösung die Anmeldeinformationen des bei der Konsole angemeldeten Benutzers übernimmt, entfällt der Bedarf einer lokalen Verwaltung von Anmeldeinformationen. Darüber hinaus ist das Tool vollständig kostenlos und individuell anpassbar, wird von AWS verwaltet und bietet sogar 1 GB persistenten Speicher zur Aufbewahrung von Dateien, Skripten und anderen regelmäßig verwendeten Ressourcen.

 

AWS Fault Injection Simulator

Wie uns Dr. Vogels mit seinem wohl bekanntesten Zitat „Everything fails, all the time“ zu verstehen gibt, geht in der Geschäftswelt immer wieder schief, was schiefgehen kann. Mithilfe des AWS Fault Injection Simulator (FIS) haben Unternehmen die Möglichkeit, auf kontrollierte Weise Chaos Engineering durchzuführen und aus Experimenten zu lernen, indem sie detaillierte Berichte anfertigen und Erkenntnisse gewinnen, die sich anschließend mit Ausgangsdaten vergleichen lassen. So können verschiedene Prozesse durch fundierte Entscheidungen optimiert werden.

Das FIS-Tool versetzt Unternehmen in die Lage, Störfaktoren wie Latenz, fehlerhaften Anwendungscode, Injektionsfehler, Infrastrukturprobleme und sogar Ausfälle auf Kontrollebene zu Analysezwecken in ihre Umgebung einzubringen. Dieser Prozess des Chaos Engineering dürfte vielen von Netflix bekannt sein: Unter dem Titel „Chaos Monkey“ hatte das Unternehmen bereits 2011 ein eigenes Stresstest-Tool entwickelt. FIS ermöglicht es Unternehmen, Fehler in ihrer eigenen Umgebung zu erkennen, bevor diese im Rahmen eines Produktionsausfalls auftreten und zu einem Problem werden können. Simulationen dieser Art sollen Teams die Gelegenheit bieten, Resilienzlösungen zu entwickeln und/oder die optimalen Verfahren im Falle verschiedenster Szenarien zu ermitteln. Des Weiteren soll dieser Ansatz die proaktive Identifizierung von Problemen fördern.

 

AWS Managed Services for Grafana und AWS Managed Services for Prometheus

Das Bewusstsein für die Bedeutung der Beobachtbarkeit im Hinblick auf komplexe Softwaresysteme hat sich in den letzten Jahren stark verschärft. Der Grund: Entwicklungsteams entwerfen vermehrt Microservice-Architekturen, die von Interdependenz geprägt sind und häufig komplexe Fehlermöglichkeiten aufweisen. Diese Services ermöglichen Anwendern das Analysieren, Überwachen und Auslösen von Warnungen auf der Grundlage von Metriken, die Nachverfolgung von Daten über mehrere Quellen hinweg und die Visualisierung interaktiver Daten. Sie können ohne Anpassung von Anwendungscode eingesetzt werden und eignen sich hervorragend für die Überwachung containerisierter Anwendungen.

Dr. Vogels betonte immer wieder, wie wichtig es sei, im Detail nachvollziehen zu können, was innerhalb einer Anwendung oder eines Systems vor sich geht. Zudem sei es notwendig, Tools für die Überwachung jener Vorgänge zu entwickeln, die sich nicht beobachten lassen. Genau das sollen AWS Managed Services for Grafana und AWS Managed Services for Prometheus nun ermöglichen.

 

AWS Distro for OpenTelemetry

AWS Distro for OpenTelemetry ist eine auf AWS basierende, für den Produktionseinsatz geeignete und sichere Bereitstellung des OpenTelemetry-Projekts. Letzteres umfasst Open-Source-APIs, -Agenten und -Bibliotheken für die Erfassung von Messdaten und Traces, die der Überwachung von Anwendungen dienen. Mithilfe dieses Tools sind Unternehmen in der Lage, Metadaten aus getaggten AWS-Ressourcen und Cloud-nativen Services nutzen, um Anwendungsleistungsdaten mit der jeweils zugrunde liegenden Infrastruktur in Beziehung zu setzen. Dieses Maß an Beobachtbarkeit gewährt Betreibern detailliertere Einblicke in die Anwendungsleistung, wodurch die Fehlerbehebung erleichtert und der Zeitaufwand für die Behebung von Problemen reduziert wird.

 

re:Invent 2020 – Ihr Mehrwert

Die diesjährige re:Invent ging am Freitag, dem 18. Dezember, zu Ende – Aufzeichnungen des Events sind jedoch bis Ende Januar für Sie verfügbar. Bitte registrieren Sie sich hier, um darauf zuzugreifen. Besuchen Sie auch den virtuellen Messestand von Rackspace Technology, um sich detaillierter über unsere neuen AWS-Lösungen zu informieren und ein eindrucksvolles interaktives Erlebnis zu genießen.

 

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